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Effizient durch Zeitmangel

Effizient durch Zeitmangel

Der von uns entwickelte StoryTrolley bietet unabhängig recherchierte Informationen, eingeteilt in die Kategorien “Bio”, “Regional”, “Zucker” und “Preis”. Das alles mit einem Gamification-Ansatz, damit der Einkaufende die Features auch nutzen will.

Der Beginn unserer Arbeitsphase war vor allem geprägt durch die Features, die der SmartTrolley zu bieten haben soll. Mit insgesamt acht Leuten war es nicht sonderlich schwer, auf einen beträchtlichen Fundus an potentiellen Ideen zu kommen. Der schwierige Part begann eher bei der Priorisierung: Was ist wichtiger, der Inhalt oder das Format? Soll unser smarter Einkaufswagen Werbung schalten oder komplett unabhängig und neutral bleiben? Diese und viele weitere Fragen stellten wir uns im Voraus. Möglicherweise haben wir uns ein wenig zu lange mit diesen Entscheidungen aufgehalten, denn am Ende war vor allem eins von Beudeutung: die knappe Ressource Zeit!

Dadurch, dass wir ohnehin nach der Google Sprint Methode bloß eine Woche Zeit hatten, erübrigten sich manche Feature-Ideen quasi wie von allein. So wäre ein eingebauter Lageplan des Supermarktes und ein entsprechender Wegweiser, der einen zu den gewünschten Produkten führt, sicherlich auch aus Konsumentensicht sehr attraktiv gewesen. Allerdings fehlte im Endeffekt die Zeit dafür, weshalb dieses Feature möglicherweise in Zukunft implementiert werden könnte. 

Dies trifft auch auf ein weiteres Feature zu, auf das wir uns zu Beginn geeinigt hatten: Der StoryTrolley sollte eine gewissen Sammlung an Rezepten erhalten. Der Kunde sollte die Möglichkeit bekommen, mit verschiedenen Rezepttäfelchen ein favorisiertes Gericht auszuwählen, den auf der Rückseite befindlichen RFID-Tag zu scannen und so gleich die benötigten Produkte auf seiner individuellen Einkaufsliste zu finden. Doch wie der Konjunktiv bereits verrät: Unter dem immensen Zeitdruck kamen wir leider nicht dazu, dieses Feature einzubauen. 

Stattdessen haben wir lieber das Kerngeschäft fokussiert. Der von uns entwickelte StoryTrolley ist eine Quelle für unabhängig recherchierte Informationen, eingeteilt in die Kategorien “Bio”, “Regional”, “Zucker” und “Preis”. Als weiteres Feature zeigt der StoryTrolley parallel zum Einkauf z.B. den Gesamtpreis der bisher in den Einkaufswagen gepackten Produkte, damit es an der Supermarkt-Kasse nicht zu einer bösen Überraschung kommt. 

Darüber hinaus war uns auch das Format, in welchem die Informationen vermittelt werden, wichtig. Da wir uns darauf verständigten, dass eine gewisse Gamification-Komponente wichtig sei, um z.B. den Einkauf auch für Kinder erlebbarer zu machen, entschieden wir uns, mit GIFs zu arbeiten. So wurden unsere recherchierten Informationen nicht nüchtern über einen weißen Bildschirm, sondern zur Freude der Testkunden z.B. über Tom&Jerry, Brokkoli oder umgekippte Milchtanker GIFs transportiert. 

So soll der Verbraucher nicht nur informiert, sondern auch unterhalten werden, um das Einkauf zu einem allumfassenden Erlebnis zu gestalten. Alles in allem haben wir somit in kürzester Zeit ein solides und funktionierende Produkt entwickelt. Luft nach oben gibt es natürlich immer – genug Ideen hätten wir in der Pipeline!

Erforschung des Westens: Zwischen Seilbahn und autofreier Innenstadt

Erforschung des Westens: Zwischen Seilbahn und autofreier Innenstadt

Um zu sehen, wie sich die Städte in der Zukunft in Hinblick auf Mobilität entwickeln können, ist unser Forschungsmobilaut nach Wuppertal gereist und hat den Oberbürgermeister Andreas Mucke in ein Gespräch verwickelt.

Frage: Wie bewegt man sich in der Stadt der Zukunft?

Ziel: 51°16′N , 7°13′ O, Rathaus, Wuppertal

Datum: 09. August 2017

Aus den Notizen von Jens Eike Krüger 

Es ist unbestreitbar, dass wir uns durch unsere lineare Reise durch die Zeit nach vorne auf eine Realität zu bewegen, die sich jetzt noch als Zukunft bezeichnet, in Kürze die Gegenwart und langfristig schon wieder die Vergangenheit sein wird.  

Dabei ist die Dynamik, mit der dies geschieht, natürlich für jedes einzelne Objekt eine andere. Während sich der Mount Everest um vier Millimeter im Jahr erhöht und somit auf seinen historischen Höchststand hinarbeitet (was wohl einige Zeit dauern dürfte), überführt sich der Joghurt, den ich letzte Woche auf der Terrasse vergessen habe, sehr schnell in einen Zustand, den ich als zukünftiges Potential und letztendlich auch schnell als dessen Vergehen und Vergangenheit titulieren würde.  

Was die Veränderung von Städten angeht, sollte man sie in der Geschwindigkeit vermutlich irgendwo in der Mitte zwischen Bergmassiv und Magermilchjoghurt verorten: Man kann die Veränderungen nicht direkt live beobachten, aber dennoch gibt es immer diesen „Nanu!?“-Effekt, wenn man mal wieder nach zwei Jahren die periphere Verwandtschaft in Ostende besucht. „Das hat aber letztes Jahr hier noch nicht gestanden!“. 

Um zu sehen, wie sich die Städte in der Zukunft in Hinblick auf Mobilität entwickeln, bin ich nach Wuppertal gereist: Hier wird mit Initiativen wie „Wuppertal 2025“ zusammen mit den Bürger*innen intensiv darüber nach gedacht, welches Vehikel einen in und durch die Zukunft katapultiert. 

In Barmen angekommen, widerstehe ich kurz der Versuchung, direkt in die Schwebebahn zu hopsen, denn ich habe einen Termin: Oberbürgermeister Andreas Mucke ist so lieb und erklärt mir, was Wuppertal vielleicht morgen schon bewegen wird. Da will man nicht zu spät kommen.  

Im Rathaus stoße ich direkt auf eine der Attraktionen des Gebäudes: der Paternoster. Da Herr Mucke mich im ersten Stock erwartet, kann ich den wohl nehmen. Hab ich aber noch nie benutzt, so ein Ding.  

Ich forme ein Kreuz auf der Brust und mache einen Schritt. „Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug“, heißt es bei Hilde Domin. Jetzt weiß ich, was sie meint. Nachdem mein Fuß einige Zeit in der Luft baumelt, findet er den notwendigen Lift-Boden. So oder umgekehrt. Der Paternoster ist auf jeden Fall ein Vehikel, an das man erstmal glauben muss. Ich scheine die erste Prüfung bestanden zu haben und werde fromm in den ersten Stock ge – eh – hoben? Getragen? Gekurbelt? Geliftet? Gepaternostert? 

Wie das wohl ist, jeden Tag mit so einem Gefährt unterwegs zu sein? Die Frage kann mir Oberbürgermeister Andreas Mucke nicht beantworten, er nimmt nämlich jeden Tag die Treppe. „Da bleibt man fit“, erklärt er. „Außerdem sind jeden Tag so viele Leute um einen rum. Da ist man froh, wenn man mal alleine ist. Auf der Treppe, im Bus oder in der Schwebebahn.“  

Als professioneller Spaziergänger in spe kann ich das mit dem Treppenlaufen natürlich nachvollziehen. Aber eigentlich soll sich unser Gespräch ja um Wuppertal 2025 drehen. Das Stadtentwickelungsprojekt wurde 2013 auf den Weg gebracht, um gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber nachzudenken, wie es denn sein soll, das Wuppertal der Zukunft. Daraus hervorgegangen sind 13 Schlüsselprojekte. Darunter die Renaturierung der Wupper, eine Boulderhalle im früheren „Gold-Zack“-Gebäude und – eine Seilbahn.  

„Eine Seilbahn?“ fragt man da, weil man die Schwebebahn schon in Wuppertal weiß und sich fragt, was dann als nächstes kommen soll: Drohnen-Taxis? Die gäbe es zwar jetzt bereits in Dubai, erklärt Mucke, für Wuppertal sei aber zunächst die Seilbahn passender. „Wir haben 20.000 Studierende an der Univeristät Wuppertal, die wir mit Bussen kaum vom Bahnhof auf den Grifflenberg, den Standort der Uni, bekommen.“ Eine Seilbahn sei da das Richtige.  

Die Vorteile: Eine Seilbahn belastet den Verkehr nicht, kostet im Bau nur etwa zehn bis zwanzig Prozent von den Kosten einer vergleichbaren U-Bahn, kann mit Ökostrom betrieben werden, produziert keinen Smog und ist barrierefrei.  

„Toll“, denke ich, und stelle mir vor, wie im Zukunft alle Städte von einem Netz von Seilbahnen durchzogen sind und die Menschen von A nach B damit – eh – fahren? Gleiten? Schweben?

Dann sähen die Metropolen von morgen aus wie das Cover von einem Perry-Rhodan-Roman. Eigentlich ist das in Wuppertal mit der Schwebebahn natürlich jetzt schon so.  

„Wir sind hier natürlich sehr stolz auf unsere Schwebebahn“, so Mucke. „Ein Kollege sagte mal: Bei euch ist das ja wie Retro-Science-Fiction. So wie in Metropolis von Fritz Lang. Das fand ich eigentlich ganz passend.“ Und in Metropolis darf man natürlich auch mal gehörig die Fantasie anwerfen. Wenn also die Schwebebahn das Transportmittel 1.0 ist, die Seilbahn 2.0, was ist dann 2050 das Transportmittel 3.0?  

„Das Fahrrad“ sagt Mucke. Ich hätte mir natürlich jetzt das Drohnen-Taxi gewünscht, lasse mich aber auch fürs Fahrrad begeistern. „Derzeit legen die Wuppertaler drei Prozent ihrer Strecken mit dem Fahrrad zurück. Wenn wir das auf zehn Prozent erhöhen könnten, wäre das sehr gut. Der Bau der Nordbahntrasse ist schon ein Schritt in diese Richtung.“  

Dabei seien die Maßnahmen, die die Stadt Wuppertal derzeit in Sachen Mobilität der Zukunft unternimmt, noch sehr greifbar. Am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie würde man an noch avantgarderen Strategien arbeiten, erfahre ich. Zum Beispiel autofreie Innenstädte. Aber was macht man dann aus den ganzen Straßen? „Fußgängerzonen zum Beispiel“, meint Mucke, „da könnten dann Kinder spielen. Ich habe früher auch Fußball in den Straßen gespielt. Aber für solche Ideen müssen sie erstmal die Öffentlichkeit hinter sich bringen. Die Leute müssen wissen, dass sie weiter dahin kommen, wohin sie wollen.  

Meine Zeit mit Andreas Mucke neigt sich dem Ende entgegen. Zum Abschied noch ein Foto mit dem Mobillauten. Direkt am Ideenbaum. Auf dem Kunstwerk durften Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen für eine bessere Stadt formulieren. Ich greife nach einem Zettel: „Für weniger Hundekacke in den Straßen“, steht da. Manchmal bestechen gute Wünsche durch ihre Banalität.  

Nachdem ich Mucke verlasse, will ich noch einmal zum Paternoster zurück. Der Oberbürgermeister hat mir versichert, dass die Benutzung komplett ungefährlich ist. Man könne sich da nichts einklemmen UND man könnte sogar eine ganze Runde darin fahren. Dass muss ich noch schnell testen, bevor es heimgeht. Denn die große Frage ist ja: Wird man am Ende des Paternosters auf den Kopf gedreht und kommt rückwärts wieder nach unten? Oder wird man vielleicht doch oben einfach zerquetscht?  

Ich werfe die Stoppuhr an. Zwei Minuten und 55 Sekunden später bin ich genau eine Runde gefahren und wieder im ersten Stock. Was dazwischen passiert ist? Engelszeugen haben zu mir gesprochen, das Universum hat sich vor mir ausgerollt und ich habe in den Quellcode allen Seins gesehen. Ein Mann, der eine Runde durch vier Stockwerke genostert wurde, der ist für alles bereit. Bereit für jedes Vehikel, jedes Terrain und jede Himmelsrichtung.

Gut so, denn nächste Woche geht es nach Aachen und ich bin sehr gespannt, was mich dort in der westlichsten Großstadt Deutschlands erwarten wird.

 

 

Maker Spaces around the world - Seoul

Maker Spaces around the world - Seoul

Auf der Suche nach Inspiration und angetrieben von Neugier, machen wir uns auf eine virtuelle Recherchereise zu verschiedenen Maker Spaces weltweit. Caecilie und Benjamin haben jede Menge Bilder und Geschichten von ihren Reisen als 3D Druckexpert*innen mitgebracht und haben uns einen Einblick in die internationale Maker Szene gegeben.

Unsere erste Station ist Seoul in Südkorea. Seoul ist eine Stadt in der die 3D Druckszene sehr weit entwickelt ist, was insgesamt auf die wirtschaftliche Bedeutung der technischen Ausrichtung Südkoreas zurückzuführen ist. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 70er Jahren hat bis heute angehalten und sorgt dafür, dass Technik in Koreas gesellschaftlichem Alltag sehr präsent ist.

Der erste Maker Space, bzw. das erste FabLab, dessen Konzept wir uns näher anschauen, befindet sich inmitten Seouls elektronischem Bezirk. In diesem Stadtteil hat auch einst die technische Revolution begonnen. Caecilie und Benjamin erzählen von einem perfekten Standort: einem Hochhaus auf dessen Etagen eine Art Marktplatz für Elektronik untergebracht ist, ein Schlaraffenland der Bauteile, mit einem Digital Fabrication Laboratory unter dem Dach.

Obwohl der Begriff FabLab oft synonym mit Maker Space oder Offener Werkstatt verwendet wird, ist er eigentlich ein geschützter Name für Mitglieder der Fab Foundation des MIT. Alle dazugehörigen FabLabs sind in einem Netzwerk organisiert, unterliegen bestimmten Regularien und haben eine ähnliche Ausstattung.

Neben verschiedensten faszinierenden technischen Spielereien, Experimenten und Modellen bietet das zur Foundation gehörige FabLab Seoul nicht nur digitale Infrastruktur, sondern auch ein Bildungsprogramm und kommerzielle Veranstaltungen, um das gesamte Konzept querzufinanzieren und damit die Beiträge für Maker möglichst gering zu halten.

Besonders fasziniert erzählen Caecilie und Benjamin von einem 3D Drucker Hersteller, der sich aus der Community des FabLabs in Seoul gegündet hat. Vor Ort stehen immernoch die 20 Generationen bzw. Entwicklungsstufen des erfolgreichen Druckers - ein Stück Geschichte des FabLabs, aber auch des Stadtteils in dem es sich befindet - fast musealisiert, denn druckfähig sind sie immernoch.

Einige Stadtteile weiter, im Univiertel von Seoul, sind Caecilie und Bejamin dann noch über das FabCafé Glück (ja, in Südkorea sind deutsche Bezeichnungen beliebt) gestolpert. Während man etwas Leckers zu sich nimmt, werden Druckaufträge umgesetzt.
Genau das möchte Pauline doch im Hafven Café ausprobieren! Wie machen die das? Dauert der Druck nicht super lange? Es gibt natürlich einen Trick: die Druckdateien werden vorab eingeschickt, per Mail infomiert das Café dann darüber wann die letzten Arbeitsschritte gemacht werden und letzte Individualisierungen möglich sind. Außerdem stehen im Hinterzimmer Industriedrucker, die leisten natürlich mehr als die in der Auslage sichtbaren Spielereien. Auch dieses Konzept ist komplexer, als auf den ersten Blick sichtbar. Das Hauptgeschäft sind ambitionierte Aufratgsarbeiten, die nicht nur gedruckt, sondern durch Nachbearbeitung sehr hochwertig aufgearbeitet werden. Das Cafégeschäft und die niedrigschwelligen "Live" Drucker im Schaufenster sind einfach sehr gute Vetriebskanäle. Das merken wir uns!

Gleich den Kapitalismus abschaffen?

Gleich den Kapitalismus abschaffen?

Starke Worte und viel Philosophie beim DGB

... und schon ist das erste Interview 'im Kasten': beeindruckend, wie die Hamburger DGB-Vorsitzende Katja Karger im Gespräch mit unterschiedlichsten philosophischen Konzepten jongliert und starke Worte und Bilder für Utopien findet. Kein Wunder, so hat die Ingenieurin während ihres Studiums auch Vorlesungen in "Technischer Philosophie" besucht. Ein sehr inspirierender Besuch!

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