Unsere erste Idee war, die Berichterstattung mehrerer Medien zu einem Thema in einer Grafik abzubilden - eine Art visueller Pressespiegel, den man in einem Blick erfassen kann.
Mit diesem Format möchten wir Antworten geben auf die Frage: “Wieso berichten die Medien NIE über ...” - wobei “...”.für ein größeres Thema stehen kann, ein Ereignis oder ein einzelner Aspekt eines Themas.Interessanterweise wird dieser Verdacht gerne von Menschen geäußert, die sich bereits enttäuscht von den meisten etablierten Medien abgewendet haben.
Manchmal ist dieser Eindruck gerechtfertigt - ja, Thema X oder Partei Y kommt wirklich so gut wie nie vor.
Oft ist er aber auch falsch - wie beispielsweise Stefan Niggemeier am Beispiel “Privatisierung der Autobahnen” aufgezeigt hat: http://uebermedien.de/16340/keiner-schreibt-ueber-die-privatisierung-der-autobahnen/
Mit der Zeitstrahl-Visualisierung wollen wir zeigen,
- wann welches Medium in die Berichterstattung einsteigt bzw. wieder aussteigt
- wo die Überschneidungen und Divergenzen sind. Wirft z.B. die Taz einen Punkt auf, den sonst kein anderes Medium aufwirft? Und woran liegt das? Blinder Fleck bei den anderen oder gewagte These bei der Taz?
In den Vorbesprechungen haben wir schnell bemerkt, dass diese Idee nicht nur sehr anspruchsvoll in der Umsetzung ist (wir müssten sehr viele Beiträge analysieren, um genug Material für eine fundierte grafische Umsetzung zu haben). Sie bietet auch wenig Potenzial für die Einbindung des Publikums, dem wir fertige Ergebnisse präsentieren würden.
In mehreren Gesprächen mit Kollegen von TheBuzzard.org, Zeit.de, Sueddeutsche.de undKrautreporter.de haben wir die Idee so weiterentwickelt, dass wir
- schnell in die Umsetzung gehen
- von Anfang an das Publikum einbinden können
- schnell wertvolle Daten für die weitere Arbeit generieren können
Arbeitstitel für dieses Tool ist “Der blinde Fleck”. Grundidee: Wir legen den Lesern Artikel zu kontroversen Themen vor und stellen ihnen die Frage: Was fehlt dir an diesem Artikel, um dich sachlich informiert zu fühlen und der Aussage des Autors zu folgen? Fehlt z.B. die Perspektive einer wichtigen Interessengruppe? Wird eine Statistik falsch interpretiert? Fehlen relevante Informationen?
Dieses Feedback wollen wir auswerten und es strukturiert aufbereiten. Mit der Zeit könnten wir so für ein Medium - oder einen Autor - ein Bild davon zeichnen, wie er ein bestimmtes Thema angeht. Vermissen vielleicht Leser durchgehend bestimmte Perspektiven? Wer kommt nie oder viel zu oft zu Wort?
Natürlich wird es auch niveaulose Pauschalkritik geben (“eh alles scheiße”). Aber solche Stimmen können wir herausfiltern. Wir glauben eher, dass wir eine Menge interessanter Kritikpunkte genannt bekommen werden, aus denen wir sehr viel machen können. Z.B. könnten wir die am häufigsten genannten Kritikpunkte an Autoren und Medien zurückspielen und Feedback dazu einholen.
Jetzt sitzen wir an der Umsetzung dieses Werkzeugs, prüfen die technische Umsetzung und diskutieren über das User Interface: Wollen wir die Leser Freitext eingeben lassen oder setzen wir eher auf ein grafisches Interface wie es z.B. Opinary.com benutzt? Wo platzieren, wie pushen wir die Umfragen?
Auch ein weiteres Werkzeug nimmt inzwischen Gestalt an - aber dazu mehr in den kommenden Tagen.