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Microfactory Technologien: 3D Druck - was ist heute möglich und wo geht es hin?

Microfactory Technologien: 3D Druck - was ist heute möglich und wo geht es hin?

Mit unseren 3D Druck Expert*innen Benjamin und Caecilie haben wir einen Exkurs in die Welt der 3D Druck Möglichkeiten gemacht und uns von besonders interessanten und visionären 3D Drucktechnologien inspirieren lassen.

Es gibt sehr viele verrückte Entwicklungen in diesem Bereich, daher richtet sich unser Fokus auf Druckverfahren, die neu auf dem Markt und bereits als Desktopdrucker zugänglich sind. D.h. sie sind bereits in einem kleineren Format erhältlich und kosten unter 15000 Euro. Oder Drucker die, in den nächsten Jahren, vom Prototypenstadium in die industrielle Serienreife übergehen werden. 

Interessant sind vor allem Weiterentwicklungen und neue Zusätze, die an herkömmlichen FDM 3D Druckern, wie auch wir sie im Hafven Maker Space nutzen, eingesetzt werden könnten. In diesem Bereich haben wir uns die Faserverstärkung angeschaut. Diese löst Problematiken des ABS Standard Plastikdrucks. Der Kunststofffaden wird mit Carbonfiber, Keflar oder Fieberglass gemischt, so dass 15 mal härtere Drucke entstehen. Diese Technik ermöglicht z.B. die Produktion von belastbaren Funktionsteilen und löst damit Probleme, die die Produktion von (Ersatz-)Teilen im 3D Druckverfahren bisher mit sich gebracht hat. 

Aber das diesjährige Hypethema ist der Metall 3D Druck! Es kommen erste Drucker auf den Markt, die unter 100000 Euro kosten und so hohe Temperaturen erzeugen können, dass Metallfilamente schmelzen. Da die Kosten enorm hoch sind, wird diese Technik zunächst vor allem in der Industrie eingesetzt werden können. Aber es zeichnet sich in diesem Bereich eine Alternative ab, die an herkömmlichen Desktopdruckern verarbeitet werden kann. Es gibt FDM Filamente in die Metallspäne eingearbeitet sind und mit denen Metallteile gedruckt werden können. Da die Materialstabilität aber erst bei sehr hoher Hitze erreicht wird, benötigt man bei diesem Verfahren einen Brennofen. Erst durch das "sintern", d.h. die Verbindung bzw. Verdichtung durch Erwärmung, werden Materialeigenschaften wie Festigkeit erreicht.

Ein ähnliches und ebenfalls ganz neues Verfahren ist der Glas 3D Druck, der die Polyjettechnik nutzt. Dies bedeutet, dass das Material Schicht für Schicht aufgebracht und anschließend mittels UV-Licht ausgehärtet wird. Dieses Verfahren ermöglicht besonders dünne, bzw. filigrane Wandstärken und auf Glas angewendet die Produktion von gekapselten Teilen, z.B. für den Transport für Flüssigkeiten. Hier bewegen wir uns aber im absoluten Prototypenbereich und es wird etwa 10 Jahre dauern, bis absehbar wird, ob die Technik sich durchsetzt. Es lohnt sich aber die Polyjettechnik genauer anzuschauen, denn damit ist es möglich in unterschiedlichen "Shore" Graden zu drucken, d.h. den gedruckten Härtegrad einzustellen und aus ein und dem selben Stoff unterschiedliche Haptiken zu erzeugen. Auf diese Weise lassen sich z.B. Turnschuhe "aus einem Faden" herstellen - die Sohle wird sehr fest gedruckt, während der "Oberstoff" durchlässiger und flexibler gedruckt wird. Adidas, Nike, New Balance sind gute Beispiele für Hersteller, deren Innovationsteams in diesem Bereich forschen.

Schließlich haben wir uns eine Technik angeschaut die "echten" 3D Druck möglich macht. Hier wird nicht mehr geschichtet, sondern in drei Dimensionen in ein Trägermaterial hineingedruckt. Durch das Drucken in dieses "Jellyzeug", ist das Verfahren sehr viel schneller als herkömmlicher Schichtdruck. Auch hier bewegen wir uns aber im absoluten Prototypenbereich. Sehr spannend ist daran auch, dass diese Spritztechnik das Design der möglichen Produkte bestimmt. Schau es dir unbedingt mal an:

Nach diesem Exkurs hat uns vor allem folgende Frage beschäftigt:
Welche Materialien können wir verarbeiten und was für Produkte können wir daraus in unserer Microfactory herstellen? Wenn die genutzte Technologie das Design maßgeblich beeinflusst, wie können unsere Produkte aussehen?

Zu Designprozessen in diesem Kontext gibt es von Henrik beim nächsten Treffen Input. Denn bei ihm geht es unter dem Stichwort "Advanced Product Design" um genau diese Perspektive.

Protokoll einer Beobachtung: Im Mobilautenanzug an der Kreuzung

Protokoll einer Beobachtung: Im Mobilautenanzug an der Kreuzung

Experiment. Die Mobilauten begeben sich ins urbane Gelände und untersuchen Mobilität in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen. Erste Beobachtungen unserer Nachwuchsmobilautin Julia Müller von einem Hochsitz. Erkenntnisse aus der Vogelperspektive...

Ort: 52° 22′ N, 9° 44′ O, Hannover, Kopernikusstraße, Ecke Weidendamm

Zeit: 13/07/17, 11:05-11:55 Uhr  

Frage: Was passiert an einer stinknormalen Kreuzung?

Experiment: 50 Minuten konzentrierte Beobachtung einer Straßenkreuzung

Aufbau: Mobilautin auf Hochsitz als unabhängige Verkehrsbeobachterin

Beobachtung 1 Die meisten Verkehrsteilnehmer sind Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos, davon zwei Elektroautos und ein TukTuk. (Das sind motorisierte Dreiräder, auch Autorikscha genannt. Gibt’s auf den Philippinen sehr viel. In Hannover eher selten.)  

Beobachtung 2 Die Autos an der Linksabbiegerspur warten am längsten und finden meine Tätigkeit besonders interessant. (Die alte Frage drängt sich auf: Greift der Beobachter ins Geschehen ein?) 

Beobachtung 3 Ein Lieferant mit Gemüsekisten hat sich verfahren und taucht innerhalb einer Minute am anderen Ende der Kreuzung wieder auf. (Es ist ihm peinlich, glaube ich, weil ich seinen Fehler beobachtet habe.)  

Beobachtung 4 Die Fahrradfahrer sind teils sehr rasant unterwegs. Sie nehmen beim Abwärtsfahren den Schwung mit, um die rote Ampel gerade so noch zu überqueren. Manche verlangsamen aber auch ihre Fahrt – angetan vom Mobilautenanzug und meiner Beobachtungsposition. 

Beobachtung 5 So auch ein kleiner Junge auf dem Fahrrad. Er fährt fast über die rote Ampel, würde sein Vater, der direkt hinter ihm ist, nicht laut „Achtung, es ist rot!“ schreien, während das Kind mich anstarrt. (Alles klar: Die Anwesenheit eines Beobachters verändert das Geschehen. Vielleicht sollte das Design des Mobilautenanzugs überdacht werden. Dezent ist was anderes.) 

Beobachtung 6 Die Fahrer von zwei Bussen und einem Auto der Polizei richten ebenfalls einen sehr ernsten Blick auf mich, als sie an mir vorbeikommen. Dann machen sie das Blaulicht an und fahren zu ihrem Einsatz. Dabei lösen sie fast eine Kollision aus: Es ist nicht gleich ersichtlich, ob ein Auto, das gerade die Kreuzung überqueren will, rechtzeitig bremsen oder noch vor der Polizei rüberfahren wird. Nach einer kurzen Bremsandeutungen ist klar, dass es der Polizei den Vorrang gewährt.  

Beobachtung 7 Vorher: Kurz vor dem Einsatz der Polizei rast ein Krankenwagen mit Blaulicht, ohne Sirene, über die Kreuzung. Er hat meine volle Aufmerksamkeit. Und ich seine. Dieser Anzug ist einfach nicht verkehrsberuhigend. Zwei Minuten später fährt noch ein Krankenwagen über die Kreuzung. Der Fahrer hat sein Smartphone in der Hand und nimmt mich nicht mal wahr. (Smartphone schlägt Anzug. Aha.) 

Beobachtung 8 Autofahrer haben es auch nicht immer leicht. Eine Dame hat einen sehr langen Teppich im Auto. Er nimmt die ganze Länge des Autos ein und macht ihr den Schulterblick unmöglich. Sie kann nur vermuten, ob hinter ihr frei ist.  

Beobachtung 9: Außerdem will ein Autofahrer, wie die Fahrradfahrer, den Schwung mitnehmen, um über die Kreuzung zu rollen und hat dabei vergessen, dass auf seiner Spur auch Rechtsabbieger fahren dürfen. Es kommt fast zu einer Kollision mit dem Auto, das vor ihm fährt und abbiegen will. Eine knappe Begegnung.  

Beobachtung 10 Fahrradfahrer transportieren teilweise große Gegenstände, so einer mit einem Staubsauger in der Hand. Das Anfahren fällt ihm sichtlich schwer, ungewohntes Gleichgewicht auf dem Fahrrad, überquert aber ohne Probleme die Kreuzung.  

Beobachtung 11 Neben dem Verkehr auf der Straße bewegt sich auch einiges im Luftraum. Zwei Vögel leben direkt an der Kreuzung und haben alle Flügel zu tun. Eine Taube fliegt im Minutentakt regelmäßig über die Straße und hat kleines Geäst und Stöcker im Schnabel. Nest bauen, eine besondere Herausforderung an so einer befahrenen Kreuzung. Eine Amsel passt immer den passenden Moment ab, um relativ dicht zum Asphalt die Straße zu überqueren. In den umliegenden Büschen kann sie etwas zu Essen finden.

Erkenntnis Der Mobilautenanzug verhindert möglicherweise eine objektive, sicherlich aber eine unauffällige Beobachtung. (Das Problem kennt man aus der Quantenmechanik. Da geht es zwar eher um kleine Teilchen oder Katzen oder die Frage, ob sich Materie durch Beobachtung verändert.) Schwer zu sagen, wie es ohne mich an dem Tag in diesen 50 Minuten an der Kreuzung gelaufen wäre. Schön jedenfalls, dass ich keinen Unfall verursacht habe. Im Großen und Ganzen konnte ich herausfinden, dass es eine stinknormale Kreuzung ist, mit ihren Vorteilen, aber auch Tücken. Dabei kann man beim Beobachten der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer viel lernen, weil man alle Perspektiven einnimmt.  

Memo Je höher die Plattform zum Beobachten, umso weniger greift man direkt ins Geschehen ein. Hochsitz und Anzug weiterentwickeln!

Pressekonferenz und Werkstattgespräch - die erste öffentliche Veranstaltung des Amts für unlösbare Aufgaben in Heidelberg

Pressekonferenz und Werkstattgespräch - die erste öffentliche Veranstaltung des Amts für unlösbare Aufgaben in Heidelberg

Sieben MItarbeiter*innen der Stadt und die Teilnehmer*innen der Learning Journey diskutierten mit uns über Bürokratie

Am 18.07. fand die letzte Learning Journey statt. So fand der Phase-XI-Bus über Mainz und Hassloch auch seinen Weg zu uns nach Heidelberg.

Diese Gelegenheit wollten wir nutzen um sowohl die (lokale) Presse als auch die Stadt Heidelberg offiziell über das zu informieren, was wir bis Oktober in Heidelberg anstellen wollen.

Wir starteten mit unserer von Feuerwerken sprühenden Präsentation dessen, was bisher geschah und was wir weiterhin vorhaben, um anschließend mit den Damen und Herren der unterschiedlichen Behörden über die gegenseitigen Sichtweisen von Bürokratie sowie die Erwartungen an das Projekt ins Gespräch zu kommen. Und wieder waren wir überrascht: Dass die Stadtverwaltung mit sieben Mitarbeiter*innen zu unserer Veranstaltung kam, war ja schon bemerkenswert genug und bestätigte das große Engagement, dass die Stadt schon seit unserer ersten Anfrage zeigt. Noch bemerkenswerter war aber die große Offenheit für Veränderungen, die alle Anwesenden zeigten.

Uns wurden aber auch sehr deutlich die vermeintlichen Grenzen unseres Vorhabens aufgezeigt, denn - so wurde immer wieder betont - Bürokratie hat sicherlich auch sehr viel Gutes: Sie sichert nicht nur die Rechtssicherheit der handelnden Personen, sondern sie sichert auch den Gleichheitsgrundsatz, auf den wir in Deutschland nicht zu unrecht stolz sind. Wenn zwei Personen mit dem gleichen Anliegen auf ein Amt gehen, erwarten wir, dass beide auch gleich behandelt werden. Unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Bekanntschaftsgrad mit dem/der jeweiligen Mitarbeiter*in etc. Diese Gleichbehandlung wird durch bürokratische Routinen gesichert. Was ist das Gegenteil von Bürokratie? Positiv gesehen vielleicht Flexibilität. Negativ gesehen aber auch Willkür. Willkür darf nicht unser Ziel sein, soviel wurde im Gespräch schon einmal klar.

Was aber ist dann das Ziel? Vielleicht muss es darum gehen, Spielräume zu identifizieren und zu standardisieren. Wo und wann haben Behörden die Spielräume, die ihnen zur Verfügung stehen, kreativ ausgeschöpft? Kann man aus dieser Handlung eine allgemeine Regel machen? Hier wurden wir zu Recht darauf hingewiesen, dass wir dann natürlich noch den oder die Gesetzgeber im Boot bräuchten. Ob wir das bis Oktober schaffen, werden wir sehen.

Aber natürlich gibt es auch noch einfachere Fragen, denen wir uns annehmen können:

Bürokratie und Sprache: Warum wird uns am Ende einer Steuererklärung eigentlich nicht dafür gedankt, dass wir in Deutschland unserer Steuern bezahlen. Die Schweizer dürfen sogar am Ende ihrer Steuererklärung 30% ihrer Steuern selber verteilen. Warum steht am Einwohnermeldeamt nicht ein großes Schild auf dem so etwas steht wie “Herzlich Willkommen! Schön, dass sie sich für unsere schöne Stadt entschieden haben!”?

Bürokratie und Architektur: Müssen Verwaltungsräume eigentlich aussehen wie sie aussehen? Was wäre, wenn ein Amtszimmer aussehen würde, wie ein hippes Start-Up-Büro? Würde es die Arbeit des einzelnen verändern? Oder die Begegnung zwischen Behörden und Bürger*innen?

In Heidelberg wurde das Migrationsamt in ein Café gebaut und heißt jetzt “International Welcome Center”. Das klingt schon mal anders als “Ausländerbehörde” oder “Migrationsamt” (“Welcome”….Bürokratie und Sprache!) und es wartet sich für den oder diejenige, die weiß dass ihr gleich ein ggf. unangenehmes mindestens aber unsicheres Gespräch bevorsteht, in einem Café, in dem gerade Menschen ihre Mittagspause machen, am Laptop arbeiten oder einfach nur den Nachmittag genießen, doch einfach angenehmer, als in einem grauen Zimmer, in dem das größte Vergnügen die bunten Bildchen in der Brigitte auf dem Zeitschriftentisch sind.

Am 02.08. findet unser nächstes, auf 4(!) Stunden angesetztes Gespräch mit der Stadt statt, in dem ersten Ideen konkretisiert werden sollen. Werden wir einen Award für alternative Bürokratie ausrichten? Werden wir ein bestehendes Amt umgestalten (an dieser Stelle herzlich willkommen im Team Lilia Kleemann - wir freuen uns sehr auf Dich!)? Wird es gemeinsam mit den Mobilauten eine Pionierfahrt der Bürokratie geben, in dem sich ein reales Paar in einem Standesamt-Bus trauen lässt?

….Wir werden sehen…...

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