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Wir sind Lokalaufmacher

Wir sind Lokalaufmacher

Bettsensoren, Nachrichtenspiegel, smarter Einkaufswagen: Genug spannender Stoff, um es zum Aufmacher der Lokalausgabe in Lüneburg zu schaffen.

Nicht lange hat es gedauert, da ist auch schon die lokale Presse auf unsere Projektidee aufmerksam geworden: Vergangene Woche bekamen Jakob und Marco Besuch von der Landeszeitung für die Lüneburger Heide. Mit dabei war auch Ivana Rohr vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. 

Heraus kam eine spannende Diskussion rund um das Thema Einkaufen der Zukunft. Aber auch weitere Visionen wie zum Beispiel Bett-Sensoren, die den Kaffeeautomaten oder den Nachrichten-Spiegel im Badezimmer einschalten, sobald das Schlafzimmer verlassen wird, kamen zur Sprache. Das ganze landete dann auch prompt auf Seite 1 der Lokalausgabe - wir sind nun also wohl eine kleine Lokalberühmtheit :-) Den vollständigen Bericht von Ulf Stüwe gibt es unter: https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/873011-einkaufswagen-der-zukunft"

Leonies Tagebuch aus dem BMWi #2

Leonies Tagebuch aus dem BMWi #2

Start-up-Mentalität vs. Beamtentum

"Mir wird klar, wir sind so bindungsunfähig wie man es unserer Zeit vorwirft.

Wir sind der ewige Single im Vergleich zum Beamtentum."

Ich kann nicht leugnen, dass ich - aus der freien Szene kommend - mit vielen, vielen, vielen Vorurteilen ins Ministerium ging. Ich hatte ein gewisses Bild vom Beamtentum und habe nicht erwartet, dass mir ein ganz neuer Topos begegnet: der glückliche Beamte.

Die Beamten im Ministerium wirken erfüllt und stolz. Sie empfinden sich als Staatsdiener, und das Beamtentum bedeutet für sie einen loyalen Pakt zwischen dem Staat und ihnen. Man bindet sich aneinander. Vertraut. Geht eine lebenslange Bindung ein. Widmet sein Leben (bzw. seine Arbeitszeit) Deutschland.

Und wir? Die Start-up Szene? Hier herrschst das ICH. Wir sind loyal gegenüber unseren Bedürfnissen.

Ich bleibe so lange ich Spaß habe.

Ich bleibe so lange ich mich verwirklichen kann.

Ich bleibe so lange ich viel reisen kann.

Ich bleibe so lange es Hip ist.

Ich liebe das Risiko.

Mir wird klar, wir sind so bindungsunfähig wie man es unserer Zeit vorwirft.

Wir sind der ewige Single im Vergleich zum Beamtentum.

Für uns sind die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben weit geöffnet. Unsere Kollegen sind unsere Freunde, und wo unser Laptop ist, können wir arbeiten. Gleitzeit. Digitalnomaden. Wenn wir Zeit haben, fahren wir in den Urlaub, und wenn die Bude brennt, bleiben wir daheim. Wir identifizieren uns mit unserer Arbeit. Wir übernehmen OWNERSHIP.

OWNERSHIP vs. KERNZEITVERLETZUNG

Im BMWi wird zwischen Privat und Arbeit viel stärker unterschieden. Dafür bedeutet Feierabend Feierabend, und wenn ein Urlaub eingereicht ist, dann darf man auch wirklich fahren. Es gibt Kernzeiten (9 - 15h) und etwas nach 9h zu kommen, bedeutet eine Kernzeitverletzung (über welche der Vorgesetzte informiert wird). Home Office ist äußerst kompliziert (wegen der vertraulichen Daten), aber 12 Tage im Jahr wurden auch hier genehmigt. Allerdings ist die Vorlaufzeit sehr lange, und das Wort spontan findet keinen Widerhall.

Überhaupt ist die Sprache sehr unterschiedlich.

Risikobereitschaft vs. Bedenkenträger

Kommunikationskanäle vs. Dienstwege

Team Building vs. Vereinzelungsanlage (hier werden die Beamten vereinzelt durch ein Drehkreuz geschleust)

Vertrauensarbeit vs. Kernzeit

Schnellschuss vs. Mitzeichnung

Verantwortung vs. Hierarchie

Die Gegensatzpaare sind endlos. Ich für mich fühle mich weiterhin in der Start-up-Welt mehr zuhause, aber es tut gut zu sehen, dass Bürokratie auf dieser Ebene funktioniert. Bisher beschränkte sich mein Kontakt mit Behörden auf den Irrsinn von Anwohnermeldeämtern und dergleichen. Hier, im Wirtschaftsministerium, herrscht eine anderer Geist. Die Beamten übernehmen Verantwortung für bundesweite Entscheidungen und haben viel Mitspracherecht. Durch die Mitsprache kommt ein großes Verantwortungsgefühl. Das Wort Verantwortung kommt auch von “Antworten geben”. Hier spürt man, dass Demokratie und Bürokratie verwandt sind. Man nimmt die Bürokratie ernst, weil man auch eine Verantwortungspflicht gegenüber dem Steuerzahler hat. Alle Entschlüsse sollen rück- und nachvollziehbar sein. Es geht darum gegen die Willkür anzukämpfen.

Mir wird klar, dass es dem AMT FÜR UNLÖSBARE AUFGABEN also nicht nur darum gehen darf, eine Start-up-Mentalität für die Bürokratie zu entwerfen. Ab jetzt müssen wir beidem Gerecht werden. Dem goldenen Käfig und der Freiheit. Ich glaube, es wird darum gehen Identifikation durch Verantwortung zu schaffen. Wir stellen Fragen und werden Antworten suchen!

Die letzten Vorbereitungen laufen

Die letzten Vorbereitungen laufen

In Vorbereitung auf den Besuch des PHASE XI Teams macht sich Tobias Sudhoff, Kabarettist & Buchautor schon heute auf dem Weg in seinen eigen biologisch angelegten Garten um Zutaten für das morgige stattfindende kulinarische Zusammenkommen zu "sammeln".

Zusätzlich sind die Besucher im Anschluss eingeladen die diesjährig in Münster stattfinden Skulptur Projekte, sowie den WWF FOODTRUCK bei seiner Tour in der Altstadt zu besuchen. 

Dort haben vor allem Studierende des Masterstudiengangs Nachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft für ein Gericht nach dem Prinzip „Radikal Lokal“ den „MünsterWrap6“ entwickelt , bei dem die Zutaten von regionalen Erzeugern aus einem Umkreis von sechs Kilometern verarbeitet werden.

Philipp Overberg, kreativer Motor der Gruthaus-Brauerei, wird das gemeinsam mit einem Klangkünstler entwickelte Klangbier „Quiet Storm“ anbieten, bei dem die Kreativität mit der Wissenschaft der Braukunst nicht besser hätte verbunden werden können.

Open Office

Open Office

Bei den Landtagswahlen vergangenen Herbst gaben 18,8 Prozent der Hasslocher der AfD ihre Stimme. Bürgermeister Lothar Lorch von der CDU verstand die heile Welt nicht mehr. Also nahm er seinen Schreibtisch und stellte ihn mitten auf dem Marktplatz auf. Open Office. Man könne die Menschen schließlich nicht kampflos der AfD überlassen. Am 18. Juli treffen wir den Mann genau dort und reden mit ihm über den Wert und das Selbstverständnis von Demokratie.

Lothar Lorch ist in Hassloch geboren. Seit 2013 ist der CDU-Mann Bürgermeister der pfälzischen Gemeinde. Er gewann im ersten Wahlgang - mit 64 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag nur bei 39 Prozent.

Drei Jahre später, bei den Landtagswahlen, holte die AfD aus dem Stand 18,8 Prozent der Wähler, obwohl sie im restlichen Rheinland-Pfalz nur auf 13,3 Prozent kam. In sechs der 16 Wahlbezirke von Haßloch räumte die AfD sogar mehr Zweitstimmen ab als Lorchs CDU.

Wie kommt es, das Menschen in so friedlebender Idylle so extrem wählen - mehr noch als der Rest von Rheinland-Pfalz? Lothar Lorch verstand die heile Welt nicht mehr. Also nahm er seinen Schreibtisch und stellte ihn mitten auf dem Marktplatz auf. Open Office. Er will die Menschen nicht einfach so davonkommen lassen.

Obwohl die GfK schon seit 30 Jahren das Einkaufsverhalten der Hasslocher erforscht, sie feinsäuberlich nach Haushaltsgröße, Einkommen, Alter und Schulabschluss sortiert, haben das die Konsumforscher nicht kommen sehen. Wie auch?  Die GfK kann messen, welche Marketingkampagne die Hasslocher zum Kauf von Waschmittel, Schokoriegel oder Eis verleitet. So gewinnt sie Aussagen über schnelldrehende Konsumgüter, nicht über das Wertekostüm der Menschen geschweige denn über ihre Wahlentscheidung.

Dabei wäre es - allen Wahlumfragen zum Trotz – doch ganz wunderbar, wenn der Einkaufszettel ein Verräter wäre? Wenn man den Testmarkt Hassloch nicht auch dafür benutzen könnte, sich einem gesellschaftlich relevantem Thema zu nähern. Zeig mir Deinen Warenkorb und ich sage Dir wen Du am Sonntag wählst, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre! Wenn das möglich wäre, würde Lothar Lorch seinen Schreibtisch wohl nicht mehr auf dem Marktplatz aufbauen, sondern direkt vor dem Edeka.

Am 18. Juli treffen wir ihn trotzdem auf dem Marktplatz. Er zeigt uns sein Dorf, dass eigentlich eine Stadt sein könnte, aber keine Stadt sein will. Und wir reden dabei über den Wert und das Selbstverständnis von Demokratie.

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