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​ +++Breaking+++Testmarkt der Zukunft in Durchschnittsdeutschland eröffnet+++

​ +++Breaking+++Testmarkt der Zukunft in Durchschnittsdeutschland eröffnet+++

dpo / Haßloch. Zwei Tage vor der Bundestagswahl hat der Testmarkt der Zukunft in Haßloch sein Zelt aufgeschlagen.


Auf dem Andechser Bierfest, dem alljährlichen Besäufnis im größten und durchschnittlichsten Dorf Deutschlands, konfrontierten die Zukunftsforscher Christoph Brosius, Antje Eichhorn und Marcus Pfeil 75.000 Besucher mit der Frage: "Wie verräterisch ist Dein Einkaufskorb?" Der 1. Kunde? Der Bürgermeister himself. Wie er sich angstellt hat, seht ihr im Video.

I for one welcome our new robotic overlords

I for one welcome our new robotic overlords

Bots haben in diesen Wahltagen keine gute Presse. Bots? Das sind doch diese fiesen kleinen Hetzprogramme, die ungeschützte Rechner, Facebook- und Twitter-Accounts kapern und zu Propagandaschleudern für automatisch generierte Fake News machen.

Jaaaa, auch. Vor allem sind Bots aber eines der spannendsten neuen Werkzeuge, mit denen Marken und Medien einen Dialog mit ihrem Publikum aufbauen wollen. ≈ Diese Bots vagabundieren nicht hinterlistig durch den Cyperspace, sondern wohnen recht anständig in Apps und Messenger-Platformen wie Facebook oder Skype. Und Funk, das neue Multi-Kanal-Jugendangebot von ARD und ZDF testet Novi, einen Bot für den Facebook Messenger

Was wir an diesen Bots faszinierend finden: Mit ihrer Hilfe können wir journalistische Beiträge auf eine ganz neue Art ausspielen. Anstatt jedem Leser denselben Text zu präsentieren, können wir ihn Absatz für Absatz ausspielen und nach jedem Schritt dem Leser die Entscheidung überlassen, wie es weitergeht. Ob er zum Beispiel das Thema weiter vertiefen oder zum nächsten springen will. Ob er noch die eine oder andere Hintergrundinformation braucht, um den Sachverhalt einordnen zu können.

Wer sich das einmal ansehen will: Zu den Pionieren gehört Quartz (www.qz.com), das digitale Spinoff des hinorigen US-Magazins The Atlantic. Dessen App spielt eine Auswahl täglicher News in einem flauschig-leichten Plauderton aus. In Deutschland testet Funk, das Multi-Kanal-Jugendangebot von ARD und ZDF den Facebook-Messenger-Bot Novi. Und die Nachrichten-Chat-App Resi hat gerade den Grimme Online Award bekomme für die Art, wie sie eine Auswwahl der tagesaktuellen Nachricht als simulierten Dialog mit dem Nutzer aufbereitet.

Simuliert, weil die unter einem Abschnitt möglichen Reaktionen (z.B., “erzähl mir mehr”, “wieso das denn” oder “Oh Mann”) vorgegeben sind - ein komplett freier Dialog würde schon eine ausgewachsene künstliche Intelligenz am anderen Ende der IP-Leitung voraussetzen.

Auch wir sind dabei, ein Chatbot-Konzept zu entwickeln. Wir wollen Bots benutzen, um einer unserer Kernfragen nachzugehen: An welchen Stellen beginnt es zu bröckeln im Verhältnis zwischen Medien und Publikum? An welchem Punkt finden Leser die Argumente nur noch absurd? Wann entsteht Enttäuschung, wo zerbricht Vertrauen?

Und: Wie können wir an kritischen Stellen das Rad noch drehen, sozusagen die Stimmung retten? Einen Kanal offen halten zwischen Redaktionen und Lesern? Wir freuen uns sehr, dass wir uns hierzu mit den Krautreportern austauschen können, die wie kaum ein anderes Digitalmedium in Deutschland mit neuen Formen des Leserdialogs experimentieren und in ihren Erklärstücken viele Fragen und Einwände antizipieren.

Und welcher Einkaufstyp sind Sie?

Und welcher Einkaufstyp sind Sie?

Sind wir mal ehrlich: Einkaufen ist eine lästige Angelegenheit! Das konnten wir an unserem Testtag erneut feststellen, als wir Freitagmorgen um 08:00 Uhr mit unserem StoryTrolley im Edeka Bergmann aufschlugen.

Kurz vor dem Wochenende nochmal schnell den Einkauf erledigen? Fehlanzeige! Dieser Eindruck bestätigte sich durch die Aussagen unserer Testkunden, denen wir vor unserem Versuch einige Fragen zu ihrem Einkaufsverhalten stellten. 

So zum Beispiel, was sie am Einkaufen besonders nervt. Und da gab es einiges: Das Schleppen, zu überfüllte Märkte, ausverkaufte Produkte oder Mogelpackungen. Bezüglich des Einkaufsrhythmus’ spaltete sich die Gruppe in zwei Typen: die einen, die mehrmals pro Woche kleinere Einkäufe erledigen und die anderen, die einmal pro Woche einen Großeinkauf starten. 

Was alle miteinander verband: Kaum einer unserer Testkunden informiert sich außerhalb des Supermarktes über die favorisierten Produkte. Wenn überhaupt schaut man mal kurz auf die Rückseite des Produkts, die meisten lassen sich im Supermarkt „einfach anlachen“. Entscheidend dafür sei in den meisten Fällen die Verpackung. Zeigt sie glückliche Kühe und suggeriert dadurch Biohaltung? Wir durch das Design eine bestimmte Zielgruppe angesprochen? Und fühle ich mich mit dem Produkt einfach wohl? 

Viele spontane Eindrücke führen dazu, dass sich ein Kunde im Supermarkt für ein und gegen das andere Produkt entscheidet. Den meisten unserer Testkunden war durchaus bewusst, dass diese Art der Informationsbeschaffung relativ dünn ist. Dementsprechend waren alle sehr gespannt, ob der StoryTrolley sie als Verbraucher besser informieren kann.

"Der Mensch - nicht mehr Herr seiner SINNE?"

"Der Mensch - nicht mehr Herr seiner SINNE?"

Bei dem Treffen der Lab- Mitglieder in Berlin wurde die experimentelle Bekanntschaft mit dem Retro-nasalen Duft gemacht und Geschmacks bzw. die Erlebnisbeschreibungen wie „steinig, kalt“ oder "ähnelt einem spitzen Ton” legen nahe, wie vielseitig unsere menschliche Sensorik sein kann.

Nun im Hinblick auf den baldigen Workshop auf der diesjährigen Berlin Food Week sowie der darauffolgenden Frankfurter Buchmesse fokussiert sich das Team auf den GESCHMACK und dessen möglicher Manipulation. Die evolutive & lebensnotwendige Bedeutung scheint längst in Vergessenheit geraten zu sein. Daher ist es umso wichtiger, dass das ganz ursprüngliche Vorhandensein dieser Sinne bewusstgemacht wird.

 Hierzu ein Essay von dem Teammitglied Martin Wurzer-Berger:




Schmecken – 

ein überlebenswichtiger und noch zu unterschätzter Sinn


"Politik, Gesundheitskonzepte, Diäten und Lebensmittelindustrie – sie alle arbeiten daran, unseren Geschmackssinn ihren Interessen gemäß zu lenken. Warum ist unser Geschmackssinn so anfällig für MANIPULATIONEN von außen?

Gemeinhin verstehen wir unter Schmecken den Eindruck, den jedwedes Essen oder Trinken auslöst. Er ist häufig verbunden mit einem Werturteil: „Es schmeckt mir“ meint recht allgemein und undifferenziert, dass das gerade Gegessene oder Getrunkene mein Wohlgefallen findet (oder eben nicht, wenn ich mich abfällig äußere). Das könnte uns zu der naheliegenden Annahme verleiten, dass Essen und Trinken vor allem dafür da sei, uns zu Erfreuen. Doch das hieße, die Macht und Bedeutung der Geschmacks Sensorik fahrlässig zu unterschätzen.

 Allgemeiner verstanden ist Schmecken die Summe der sensorisch ausgelösten Wahrnehmungen beim Essen und Trinken. Dem Sehen vergleichbar stellt sich die sensorische Geschmacksempfindung unmittelbar ein. Sie kann keinesfalls willentlich gesteuert werden, ist auch in ihrer Intensität nicht beeinflussbar. 

Das hat einen recht einfachen Grund: Das primäre Interesse unseres Körpers ist das simple, existenzielle Überleben. Der im Laufe der Evolution ausgebildete Geschmackssinn bewertet nahezu unwillkürlich, ob uns eine Nahrung zuträglich ist, noch bevor sie der Verdauung zugeführt wird.

Dazu bedient er sich lediglich fünf Qualitäten: süß, sauer, salzig, umami und bitter (diskutiert wird, ob es mit Fett und Wasser zwei weitere geben könnte). Mit ihrer Hilfe werden der Energiegehalt, die Elektrolytzusammensetzung und schädliche Stoffe einer Nahrung identifiziert. Das Ergebnis führt unmittelbar zu einer hedonischen Bewertung zwischen ausgesprochen angenehm und extrem unangenehm. Bei kleinen Kindern gibt es eine freudige Aufnahme von süß, umami und (in engen Grenzen) salzig. Mit expressiver Abneigung hingegen reagieren sie auf Bitteres und Saures.

Die Geschmacksempfindungen selbst sind keinesfalls manipulierbar. Doch die resultierende hedonische Bewertung unterliegt durch die im Laufe des Lebens gewonnenen individuellen Erfahrungen erstaunlichen Modifikationen. Dazu zählt vor allem – aber nicht nur – die Bekömmlichkeit: 

Wir sollten schätzen, was uns gut tut. 

Und obwohl bitter, lernen wir, Bier und Schokolade sehr zu mögen. Darüber hinaus können vielfältige soziologische und psychologische Faktoren auf hedonische Bewertungen Einfluss nehmen. Die Perspektive für vielfältige individuelle Anreicherungen und Entwicklungen ergeben sich hieraus. Das ist aber eben auch die Einflugschneise für äußere Interessen".

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