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Marktgeschrei

Marktgeschrei

Der Testmarkt der Zukunft kommt nach Haßloch.

Erleben Sie auf dem Andechser Bierfest, wie Markt- und Meinungsforschung in Zukunft funktionieren könnte. Wie verräterisch ist Ihr Einkaufswagen? Was erzählt er uns über Ihre Ängste, Wünsche und Überzeugungen?Besuchen Sie den Testmarkt der Zukunft und finden Sie es heraus. Und zwar unter diesem Zelt, dass Antje und Christoph schon mal testweise für euch aufgebaut haben. Und nein, das ging natürlich nicht so schnell wie in diesem Video.

DEINE Aufgabe, MEINE Aufgabe

DEINE Aufgabe, MEINE Aufgabe

In Münster findet derzeit die vielbeachtete Ausstellung Skulptur Projekte 2017 statt. In der ganzen Stadt wird man mit den unterschiedlichsten Arbeiten konfrontiert. Unserem Kompetenzteammitglied Philipp Overberg ist dabei besonders eine große Tafel mit zehn Sätzen in englischer Sprache ins Auge gesprungen. Den Bezug zu unserer Aufgabenstellung schildert er hier: 


TEILE DEIN ESSEN 

MIT EINEM FREMDEN


"Ein Werk aus dem Jahr 2016 mit dem Titel „Daytime Task“. Der Künstler stellt dem Betrachter zehn Aufgaben, die zu den ungewöhnlichsten Interaktionen auffordern. „Teile dein Essen mit einem Fremden.“ Wer macht denn sowas? Einfach so? Wie viele Leute wohl schon eine von Koki Tanakas Aufgaben erfüllt haben? Ob es wohl jemanden gibt, der alle geschafft hat? An einem Tag?

 Dieses Werk verlangt dem Betrachter einiges ab. Denn mit dem bloßen Betrachten ist es nicht getan. Der Rezipient soll offenbar aktiv werden. Und damit überträgt der Künstler uns allen nicht nur die zehn überraschenden Aufgaben auf der Tafel, sondern nimmt uns auch noch in die Pflicht, aktiv am Gelingen des Kunstwerks mitzuarbeiten. Die Tafel ist nur ein Teil des Werks. Die vom Künstler gewollte Verhaltensänderung und Interaktion und alle damit verbundenen inneren Vorgänge wie sich selbst motivieren, Ängste überwinden, abwägen, zweifeln, entscheiden sind der entscheidende Part: Die Rolle des aktiven Rezipienten.

Möglicherweise ist die Verantwortung des Rezipienten für das Gelingen des künstlerischen Akts auch gar nicht so groß wie sie zunächst zu sein scheint. Vielleicht reicht es auch schon, wenn man sich mit den Aufgaben auseinandersetzt, die der Künstler uns gestellt hat, ohne sie in die Tat umzusetzen. Bereits das Durchspielen eines der Szenarien im Kopf verändert etwas in mir, indem ich mich damit beschäftige. Es verändert möglicherweise auch mein zukünftiges Verhalten in der Interaktion mit anderen. Einfach nur, weil ich den künstlerischen Eingriff in mein Leben in der Fantasie zulasse: WAS WÄRE, WENN?  Denn das Nachdenken lenkt meine Aufmerksamkeit auf Fragen, die ich mir im Alltag normalerweise nicht stelle. Fragen nach dem Zusammenleben mit anderen Menschen. Wie kann oder soll das gestaltet werden? Wie will ich mit anderen umgehen? Was bin ich bereit, in der sozialen Interaktion zu riskieren?

So oder so: dieses Kunstwerk fordert den Rezipienten mit seinem Denken, Fühlen und Handeln in ganz besonderer Weise. Die künstlerische Intervention nimmt Einfluss auf das Leben des Rezipienten weit über die eigentliche Rezeptionssituation hinaus. Das Kunstwerk ist auf die Aktion des Rezipienten angewiesen. Gleichzeitig hat der Künstler keine Kontrolle darüber, wie der Rezipient sich zu den Aufgaben verhalten wird. Das Ergebnis ist völlig offen.

 Warum mich diese künstlerische Arbeit so beschäftigt? Weil wir im food lab Kompetenzteam gerade ganz ähnliche Fragestellungen bearbeiten: Wie kann ein künstlerischer Ansatz aussehen, der Ernährungsperspektiven für die Zukunft aufzeigt? 


                  Unser Ausgangspunkt: 

Wir stellen den Konsumenten in den Mittelpunkt, so wie der Künstler den Rezipienten. Wir schreiben ihm eine aktive Rolle zu, wollen seine sensorische Kompetenz fördern. Wir schreiben nichts vor, sondern regen an zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema. 

                   Der Weg dahin: 

Zunächst müssen wir eine Situation schaffen, in der der Konsument sich bewusst, frei und selbstbestimmt mit dem Thema beschäftigen kann. Das Projekt „Mittagstisch“, das wir bereits an anderer Stelle vorgestellt haben, bietet dafür eine gute Plattform. In einem weiteren Schritt wollen wir mit kleinen Aufgaben die Situation verfremden oder zuspitzen, um eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Sensorik zu ermöglichen.


 Die Entwicklung vom Konsumenten zum Pro-sumenten kann nur über eigene Erfahrungen laufen. Wir wollen für kleine Aha-Erlebnisse sorgen, die zu einem bewussteren Konsumieren, im Idealfall sogar Genießen, und schließlich zu mehr Wertschätzung für Lebensmittel führen. Diese Erfahrungen kann jeder nur selbst machen, aber nicht (nur) alleine. Die soziale Interaktion in der Gruppe ist ein entscheidender Katalysator. Essen und Genießen in Gemeinschaft ist einerseits der Kitt, der Gesellschaften zusammenhält, andererseits das wundervolle Erlebnis, ganz bei sich selbst zu sein: ökonomisch unproduktiv, geistig angeregt und offen für Interaktion. Insofern ist es bestimmt kein Zufall, dass Koki Tanakas erste Aufgabe das Thema Essen aufgreift und damit direkt ins Herz trifft:

 „Share your food with a total stranger.“

"Der blinde Fleck": Unser erstes Tool nimmt Gestalt an

"Der blinde Fleck": Unser erstes Tool nimmt Gestalt an

Weniger belehren, mehr zuhören: Das ist eine der Leitideen hinter Die Zumutung. Wir wollen keine Fake News entlarven - das machen viele andere gute Projekte wie Correctiv.org. Uns interessiert die Frage: Warum entwickeln Menschen den Glauben, dass etwas fehlt in den Medien, dass bestimmte Meinungen nicht diskutiert werden, Menschen nicht zu Wort kommen, Argumentationen unvollständig sind, Fakten ausgelassen und Zahlen falsch interpretiert werden?

Unsere erste Idee war, die Berichterstattung mehrerer Medien zu einem Thema in einer Grafik abzubilden - eine Art visueller Pressespiegel, den man in einem Blick erfassen kann.

Mit diesem Format möchten wir Antworten geben auf die Frage: “Wieso berichten die Medien NIE über ...” - wobei “...”.für ein größeres Thema stehen kann, ein Ereignis oder ein einzelner Aspekt eines Themas.Interessanterweise wird dieser Verdacht gerne von Menschen geäußert, die sich bereits enttäuscht von den meisten etablierten Medien abgewendet haben.

Manchmal ist dieser Eindruck gerechtfertigt - ja, Thema X oder Partei Y kommt wirklich so gut wie nie vor.

Oft ist er aber auch falsch - wie beispielsweise Stefan Niggemeier am Beispiel “Privatisierung der Autobahnen” aufgezeigt hat: http://uebermedien.de/16340/keiner-schreibt-ueber-die-privatisierung-der-autobahnen/

Mit der Zeitstrahl-Visualisierung wollen wir zeigen,

  • wann welches Medium in die Berichterstattung einsteigt bzw. wieder aussteigt
  • wo die Überschneidungen und Divergenzen sind. Wirft z.B. die Taz einen Punkt auf, den sonst kein anderes Medium aufwirft? Und woran liegt das? Blinder Fleck bei den anderen oder gewagte These bei der Taz?

In den Vorbesprechungen haben wir schnell bemerkt, dass diese Idee nicht nur sehr anspruchsvoll in der Umsetzung ist (wir müssten sehr viele Beiträge analysieren, um genug Material für eine fundierte grafische Umsetzung zu haben). Sie bietet auch wenig Potenzial für die Einbindung des Publikums, dem wir fertige Ergebnisse präsentieren würden.

In mehreren Gesprächen mit Kollegen von TheBuzzard.orgZeit.deSueddeutsche.de undKrautreporter.de haben wir die Idee so weiterentwickelt, dass wir

  • schnell in die Umsetzung gehen
  • von Anfang an das Publikum einbinden können
  • schnell wertvolle Daten für die weitere Arbeit generieren können

Arbeitstitel für dieses Tool ist “Der blinde Fleck”. Grundidee: Wir legen den Lesern Artikel zu kontroversen Themen vor und stellen ihnen die Frage: Was fehlt dir an diesem Artikel, um dich sachlich informiert zu fühlen und der Aussage des Autors zu folgen? Fehlt z.B. die Perspektive einer wichtigen Interessengruppe? Wird eine Statistik falsch interpretiert? Fehlen relevante Informationen?

Dieses Feedback wollen wir auswerten und es strukturiert aufbereiten. Mit der Zeit könnten wir so für ein Medium - oder einen Autor - ein Bild davon zeichnen, wie er ein bestimmtes Thema angeht. Vermissen vielleicht Leser durchgehend bestimmte Perspektiven? Wer kommt nie oder viel zu oft zu Wort?

Natürlich wird es auch niveaulose Pauschalkritik geben (“eh alles scheiße”). Aber solche Stimmen können wir herausfiltern. Wir glauben eher, dass wir eine Menge interessanter Kritikpunkte genannt bekommen werden, aus denen wir sehr viel machen können. Z.B. könnten wir die am häufigsten genannten Kritikpunkte an Autoren und Medien zurückspielen und Feedback dazu einholen. 

Jetzt sitzen wir an der Umsetzung dieses Werkzeugs, prüfen die technische Umsetzung und diskutieren über das User Interface: Wollen wir die Leser Freitext eingeben lassen oder setzen wir eher auf ein grafisches Interface wie es z.B. Opinary.com benutzt? Wo platzieren, wie pushen wir die Umfragen?

Auch ein weiteres Werkzeug nimmt inzwischen Gestalt an - aber dazu mehr in den kommenden Tagen.

Die Wand als Wissensspeicher

Die Wand als Wissensspeicher

Statt in langen Diskussionen die wichtigen Kerngedanken zu verlieren, haben wir einfach alle Ideen auf kleinen Karten gesammelt und sie an der Wand befestigt - dem Post-it-Dschungel. Ein integraler Bestandteil unserer Sprintwoche.

Für die Entwicklung des StoryTrolley haben wir einiges benötigt: Süßigkeiten, Kaltgetränke, Pizza, Pasta und Co. Doch eine Ressource war für das Projekt wirklich von elementarer Bedeutung - Post-its! Denn im Laufe der Woche haben wir so ziemlich alles vollgehängt, kein Zentimeter des ca. 20 qm großen Backspace blieb ungenutzt. Ist aber auch praktisch: Statt in großen Diskussionen die wichtigen Kerngedanken zu verlieren, haben wir einfach alle Ideen auf kleinen Karten gesammelt und sie an der Wand befestigt, wo sie für jeden auf eine Neue Blick ersichtlich waren - zumindest, soweit das in unserem Post-it-Dschungel möglich war. 

Um eine gewisse Ordnung und Struktur in das ganze zu bringen, haben wir sie anschließend geclustert und thematische Gruppen gebildet. Egal ob für Featurefragen, Designentwürfe oder das Vorgehen im Supermarkt - dieses Verfahren haben wir für so ziemlich jeden Schritt unseres Entwicklungsprozesses angewendet. Das ganze ist ja schließlich essentieller Bestandteil der Google Sprintmethodik - auch wenn die Bilder unseres mit Kärtchen gepflasterten Backspaces vermutlich genug Potential für neue Post-it-Memos bieten :-)

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