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Ein Hochsitz auf die Verkehrssicherheit

Ein Hochsitz auf die Verkehrssicherheit

Mobilautenbehörde. Unter Hochdruck hämmern, schrauben und streichen sich die Mobilauten mal wieder um Kopf und Kragen und an ihrem neuesten Prototypen herum: dem AudioSit. Wer die nächste Pionierfahrt live miterleben will, sollte sich beeilen. Morgen geht´s los, das Spektakel aus der Höhe. Teilnahme auf eigene Gefahr.

Dienstag, 24. Oktober, 11:00 bis 12:30 Uhr, Küchengarten, Hannover

Ein Hochsitz steht mitten an der Kreuzung. Oben: ein Platz zum Beobachten und eine meditative Erfahrung im Chaos des Verkehrs. Verkehrssicherheit als Hörerlebnis. Ein Perspektivwechsel für Vorbeikommende. Ein Blick auf die Straßen Hannovers und eine Inszenierung im Stadtraum.

Forschungsmobilaut: Auf der Pegida-Demo

Forschungsmobilaut: Auf der Pegida-Demo

Der statische Auftrieb von heißer Luft. AFD-Verteter im Bundestag, auf der Frankfurter Buchmesse und in der Elefantenrunde. Pegida-"Spaziergänge" in Dresden. Zeit für den Forschungsmobilauten, eine neue Reise anzutreten und eine Bewegung zu erkunden, die Wirbel macht und dabei viel Dreck aufwühlt.

Ein Gegenbesuch

Mein Urgroßvater lebte in Rostock. Als älterer Bürger der DDR durfte er ausreisen, um die Familie im Westen zu besuchen. Bei längeren Aufenthalten in Leverkusen betrieb er dabei den folgenden Sport: Mit dem Worten „Ich geh mal eben zur Post“ verließ er das Haus, suchte zielsicher die nächste Kneipe auf und erzählte den Leuten dort so lange, dass er aus dem Osten kam, bis sie ihm aus Mitleid ein Bier ausgaben.     

Auf eine seltsame Art scheint sich dabei das Blatt gewendet zu haben. Zumindest laut Initiative Pegida: Die warnt auf ihrer Facebookseite davor, dass in Dresden bald Zustände herrschen könnten wie im Ruhrgebiet. Aber was meinen sie denn damit? Für einen, der sich in Bochum gerade pudelwohl fühlt, nichts weniger als eine Einladung für einen Gegenbesuch.

Es ist früher Abend. Die Sonne steht tief über dem alten Markt in Dresden. Gerade war ich noch in der Gläsernen Manufaktur und bin durch eine mögliche Zukunft des Automobilverkehrs gestiefelt. Jetzt befinde ich mitten in einem Stellungsspiel entlang einer, in den Boden eingelassenen Metall-Bordüre, dessen Regeln ich nicht ganz verstehe. Auf der einen Seite die Gegendemonstranten des Antifaschistischen Widerstandes, auf der anderen die Pegida-Anhänger und -Funktionäre. Noch sind sie nicht viele. Personen mit weißen Ordner-Binden verweisen auf Stellen am Boden, diskutieren intensiv, feilschen um jeden Zentimeter. In einer Armlänge Abstand stehen sich dann die Oppositionen gegenüber entlang eines zehn Zentimeter breiten Streifens, der fast maximale politische Differenz voneinander trennt und gleichzeitig - zumindest geografisch -  zusammenbringt.  

Am Beginn oder Ende (je nach Perspektive) vom Altmarkt befindet sich eine breite Straße mit regem Fuhrverkehr. Kurz vor 18.30 Uhr (Veranstaltungsbeginn) ist der Markt noch recht leer. Vor einer kleinen Bühne stehen einige Personen, bei denen man aufgrund ihres Äußeren ein Erscheinen zu dieser Zeit und diesem Ort für nicht unwahrscheinlich halten würde. Männer zwischen Dreißig und Vierzig, viele Sonnenbrillen, wenige Haare. Dann erst beginnt der Zaubertrick. Aus dem latenten Fußgängerstrom hinter mir nehmen immer mehr Menschen diskret drei Schritte zur Seite und gesellen sich zu der Pegida-Gesellschaft. Damen gehobenen Alters – nicht unschick – , junge Menschen, die aussehen, als hätten sie gerade ihr Abiturzeugnis überreicht bekommen, Männer in Karohemden und kurzen Hosen. Keine greifbare, keine bestimmbare Gruppe. Im Erscheinungsbild sehr heterogen und doch irgendwie indifferent. Passanten eben, meint man, und jetzt stehen sie da.

Stehen da zwischen offenkundigen Pegdia-Anhängern und anderen Menschen, die so etwas wie eine Botschaft loswerden wollen. Letztere haben lange Plakate oder Zettel geschrieben, die sie halten, tragen oder anhaben. Darauf stehen Wörter, die so lose komponiert sind, als hätten sie sich zufällig in der Buchstaben-U-Bahn getroffen. Den Inhalt verstehe ich meistens nicht. Genau wie das Flaggenensemble. Deutschland-Flaggen, Italien-Flaggen, hybride Deutschland/Polen-Flaggen, Flaggen, die ich nicht kenne. Ein Mann trägt Deutschland-Hosenträger und eine Israel-Flagge und streitet sich mit den Antifaschisten. Man weiß nicht recht, ob man bei einer politischen Veranstaltung ist oder einer WM-Eröffnung. Die Gesamtmenge der Gäste lässt von bloßen Visuellen eher letzteres vermuten. Aber dafür ist die Lage zu angespannt: Kleinere Reibereien und Diskussionen an den Seiten, offensichtliche Pregida-Anhänger fotografieren die Gegendemonstranten ab.  

Eine Pärchen steht mit Spiegelreflex-Kamera neben mir und macht Fotos von dem Gesamtbild wie von einem Stadtwahrzeichen.  

„Machen Sie Fotos, weil das etwas ist, wofür man Dresden kennt?“ frage ich.

„Ganz genau!“ sagt der Mann.

Touristen.

Er macht noch ein Foto.

„Aber sowas Plattes hab ich selten gesehen.“ Er deutet auf ein Transparent der Antifaschisten für Menschenwürde und schüttelt den Kopf.

Vielleicht doch keine Touristen.  

Alles ist wahnsinnig schwer zu unterscheiden. In Hollywoodfilmen würde man sagen „Kann mir jemand sagen, was für ein Spiel hier gespielt wird?“ Leider hat diesen Satz noch nie jemand in der Realität gefragt. Und beantwortet schon garnicht.  

Kurz nach halb Sieben beginnt die Veranstaltung mit theatraler klassischer Musik. Nach den Sicherheitshinweisen hebt der ganze Altmarkt ab in eine völlig neue Dimension rhetorischer Grausamkeit. Und damit meine ich nicht nur das Inhaltliche. Sondern auch das Formelle.  

Jemand spricht in Dresden mit einem ur-bayerischen Dialekt. Vages, Unstrukturiertes, Zusammengewürfeltes. Mutmaßungen darüber, welcher Politiker oder welche Politikerin beim Wein saß, telefonierte oder den Hausputz machte, als dies oder das passierte. Ein Verweis auf die Anschläge in „Batzelona“ (sic). Dann eine Schweigeminute für die Opfer der Anschläge in „Baztelona“. Nach zwanzig Sekunden genug Schweigeminute für die Opfer von „Batzelona“. Es ist wirklich schwer zu ertragen. Ein Kiosk-Bier würde hier sicher helfen, aber es herrscht akutes Glasflaschenverbot. Nach einer halben Stunde ist der erste TOP vorbei. Dann wird zum „friedlichen Spaziergang“ aufgerufen – vom Altmarkt eine illustre Runde durch das Viertel.  

Ich habe mich immer im diskreten Halbfeld aufgehalten. Leider überhöre ich ungünstig die Ansangen, in welche Richtung der „Spaziergang“ losgeht. Und ehe ich mich versehe, stehe ich in einer Herde von diesen oft beschriebenen Wut-Bürger*innen. Ich stehe denen zwar ein bisschen im Weg rum, aber generell steht es sich hier nicht gut, da alle aussehen wie der Jedermann. Genau wie ich aussehe wie Jedermann, also alle aussehen wie ich oder ich wie alle und wenn mich jetzt wer hier sieht – das wäre oberdämlich. Ich springe über den Brunnen zu den Gegendemonstranten. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, dezidiert neutral zu bleiben und lediglich zu beobachten. Aber wenn der Mob von Rechtspopulisten vorbeirollt, wird man irgendwie zu einer Positionierung gezwungen. Allein schon räumlich.  

Am nächsten Tag werde ich Bertram Weisshaar - einen bedeutenden Spaziergangsforscher - treffen und er wird mir einen Europa-Button schenken.

„Ich glaube es ist gerade an der Zeit, Stellung zu beziehen. Es ist wichtig, dass man als Spaziergänger nicht denen das Feld überlässt, die da in Dresden spazieren“, wird er verschwörerisch sagen.

Über den Altmarkt fliegt ein roter Heizluftballon hinfort ins Ungewisse.

Ich finde es ein starkes Bild für den Abend, selbst wenn ich nicht genau weiß warum.

 

Die Alpen auf einen Blick

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Die Alpen sind ein hochkomplexer Lebensraum. Der Alpendiskurs ist vielschichtig und voller Widersprüche. Alpenklischees greifen zu kurz. Von Wegen! 

Wir haben alles zum Thema Alpen einmal in ein Wimmelbild gepackt. Darüber lässt sich dann trefflich diskutieren. 

Viel junges Publikum - genau unsere Zielgruppe für das Jahr 2050

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Erstaunlich viele Jugendliche besuchen unseren Stand, hören interessiert zu & nehmen an dem retronasalen Experiment teil. Ihnen scheint es plausibel, dass über die sensorische Kompetenz eine Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln folgt und sie berichten von ihrer Erfahrung mit ihren Schulkantinen und wünschen sich Verbesserungsvorschläge.

Nun geht es darum mögliche Kooperationspartner zu finden, mit denen wir gemeinsam einen Mittagstisch ausprobieren und verschiedene sensorische Tools miteingeben können. 


Ganz Berlin an einem Tisch: 

Auf zur BERLIN FOOD WEEK

Unser Team macht sich daher nun weiter auf zur nächsten großen Messe. Diesmal ist der Schwerpunkt ein anderer: Ernährung, Qualität und Genuss.

Aufbauend auf unseren neu entdeckten Sinneserfahrungen wollen wir mithilfe dieser Plattform in Kontakt kommen mit unterschiedlichen Branchenvertretern und der Fragestellung GEMEINSAM nachgehen wie man diese in Betriebskantinen/Kitas oder in den Alltag einführen kann. Anhand eines Workshops sollen die individuellen sowie die gemeinsamen Sinne angeregt werden können.

Unser Ziel ist weiterhin die Emanzipierung des Essers, was auf dem ersten Blick nicht mit der Industrie zu vereinbaren scheint aber wir sind daher gespannt auf einen kommenden regen Austausch und neue Erfahrungsberichte...

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